LTCC-Leiterplatten: Robuste Technologie für anspruchsvolle Umgebungen

In industriellen Anwendungen, in denen Elektronik extremen Temperaturen, Vibrationen oder korrosiven Bedingungen standhalten muss, sind Low-Temperature Co-fired Ceramic (LTCC)-Leiterplatten besonders zuverlässig. Im Gegensatz zu herkömmlichen Leiterplatten setzen LTCCs auf keramische Substrate und ein Mehrschicht-Co-Sinterverfahren, um Herausforderungen bei der Hochfrequenzleistung, Wärmeableitung und Miniaturisierung zu bewältigen – und so die Gesamtzuverlässigkeit zu verbessern.
Was sind LTCC-Leiterplatten?
LTCC-Leiterplatten bestehen aus mehreren keramischen Schichten, die gestapelt und bei Temperaturen zwischen 850 °C und 950 °C gemeinsam gesintert werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Leiterplatten aus Epoxidharz oder Glasfaser bieten keramische Substrate eine bessere Wärmeleitfähigkeit, höhere mechanische Stabilität und eine höhere Widerstandsfähigkeit in anspruchsvollen Umgebungen. Durch das Herstellungsverfahren können passive Bauteile wie Widerstände direkt in die Leiterplatte integriert werden – das reduziert die Komplexität der Montage und spart Platz.
Die wichtigsten Eigenschaften der Low-Temperature Co-fired Ceramic-Technologie:
- Hohe Frequenzstabilität: Durch geringe dielektrische Verluste eignen sich LTCCs ideal für Millimeterwellenfrequenzen (bis zu 100 GHz), z. B. in 5G-Antennen und Radarsystemen.
- Effiziente Wärmeableitung: Keramik leitet Wärme besser ab als FR-4 und verhindert so Hotspots in Hochleistungsanwendungen.
- Miniaturisierung: Die Integration von Bauteilen ermöglicht kompakte Designs.
- Hohe Widerstandsfähigkeit: LTCCs sind resistent gegenüber Temperaturschocks, Vibrationen und chemischer Belastung – selbst in ungeschützten Umgebungen.
„Was die Low-Temperature Co-fired Ceramic-Technologie besonders leistungsfähig macht, ist ihre Fähigkeit, auch unter jenen extremen Bedingungen zuverlässig zu funktionieren, in denen herkömmliche Leiterplatten versagen würden“, erklärt Mark Jagodzinski, Director of LTCC Manufacturing bei Bosch USA. „Wir haben Fälle erlebt, in denen die Elektronikgehäuse durch extreme Hitze geschmolzen sind – doch die LTCC-Platine im Inneren funktionsfähig blieb. Das ist das Maß an Zuverlässigkeit, über das wir hier sprechen.“
LTCC vs. herkömmliche Leiterplatten: Wann lohnt sich Keramik?

LTCCs spielen ihre Stärken in anspruchsvollen Anwendungen aus, bei denen Zuverlässigkeit oberste Priorität hat.
Eigenschaft | LTCC-Leiterplatten | Herkömmliche Leiterplatten |
---|---|---|
Eigenschaft
Material
|
LTCC-Leiterplatten
Keramische Schichten
|
Herkömmliche Leiterplatten
FR-4, Polyimid oder andere Polymere
|
Eigenschaft
Wärmeleitfähigkeit
|
LTCC-Leiterplatten
Hoch (3–20 W/mK)
|
Herkömmliche Leiterplatten
Niedrig (0,3–1,5 W/mK)
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Eigenschaft
Frequenzbereich
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LTCC-Leiterplatten
Bis zu 100 GHz
|
Herkömmliche Leiterplatten
Eingeschränkt bei hohen Frequenzen
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Eigenschaft
Bauteilintegration
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LTCC-Leiterplatten
Eingebettete passive Bauteile
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Herkömmliche Leiterplatten
Oberflächenmontierte Bauteile
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Eigenschaft
Kosten
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LTCC-Leiterplatten
Höhere Initialkosten
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Herkömmliche Leiterplatten
Kosteneffizient bei großen Stückzahlen
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LTCC-Leiterplatten machen laut Branchenanalysen nur einen kleinen Anteil der weltweiten Leiterplattenproduktion aus. Sie kommen dort zum Einsatz, wo Leistung wichtiger ist als Kosten – etwa in der Luft- und Raumfahrt, in Automobilsteuergeräten oder in implantierbaren Medizingeräten. „LTCCs werden herkömmliche Leiterplatten nicht ersetzen“, sagt John Farmer, technischer Experte bei Bosch USA. „Aber sie lösen entscheidende Probleme, wo Standardplatinen versagen – beispielsweise indem sie verhindern, dass Bauteile in Hochlastumgebungen Feuer fangen.“
Industrielle Anwendungen: Wo Low-Temperature Co-fired Ceramic-Leiterplatten überzeugen

1. Automotive-Elektronik:
LTCCs finden sich in elektronischen Steuergeräten (ECUs) und Sensoren, die Temperaturen von bis zu 150 °C und starken Vibrationen ausgesetzt sind. Beispielsweise überwachen LTCC-basierte Abgassensoren die Emissionen in Echtzeit, und Getriebesteuerungen funktionieren ein Fahrzeugleben lang – selbst wenn sie in heißem Getriebeöl eingetaucht sind.
2. Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung:
Radarsysteme und Satellitenkommunikation profitieren von der hohen Frequenzstabilität und Strahlungsresistenz der LTCC-Technologie.
3. Medizintechnik:
Implantierbare Geräte wie Herzschrittmacher erfordern biokompatible und langzeitstabile Elektronik, die LTCCs zuverlässig liefern.
4. Industrielles IoT:
Sensoren in der Öl- und Gasförderung nutzen LTCCs, um Drücken von über 1 300 bar und Temperaturen von mehr als 200 °C standzuhalten.
Herausforderungen bei der Einführung von LTCC
- Hohe Designkomplexität:
Die Einbettung passiver Komponenten erfordert präzise Layoutregeln, um Signalstörungen zu vermeiden. Beim Sintern kommt es zu Schrumpfungsabweichungen, die jedoch mit fortschrittlichen Bosch-Technologien wie „Zero-Shrink-Sintering“ minimiert werden. - Kostenfaktor:
Die Produktion von LTCCs kann drei- bis fünfmal so teurer im Vergleich zu Standard-Leiterplatten sein – unter anderem aufgrund der Materialkosten (z. B. Silberleiterbahnen) und des aufwändigen Batch-Fertigungsprozesses. - Begrenzte Skalierbarkeit:
Um Verformungen beim Sintern zu vermeiden, sind LTCC-Platinen oft klein (≤ 5 × 5 cm), was ihren Einsatz in größeren Systemen erschwert.
Farmer rät Ingenieurinnen und Ingenieuren: „Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung und nutzen Sie unser Know-how, um das beste Verhältnis zwischen Leistung und Kosten zu finden.“
Zukunftsperspektiven der LTCC-Technologie
Da 5G, autonomes Fahren und Industrie 4.0 die Elektronik immer härteren Umweltbedingungen aussetzen, wird für LTCCs ein jährliches Wachstum von 6–8 % prognostiziert. Alternativen wie ultra-niedrig verlustbehaftete organische Substrate könnten in Hochfrequenzanwendungen konkurrieren, aber die mechanische Widerstandsfähigkeit von LTCCs sichert ihre Bedeutung in kritischen Anwendungen.
„LTCCs werden herkömmliche Leiterplatten nicht ersetzen. Aber sie lösen entscheidende Probleme, wo Standardplatinen versagen.“
Bosch: Langjährige Expertise in der LTCC-Fertigung

Bosch beschäftigt sich seit den 1990er-Jahren mit der LTCC-Technologie – angetrieben durch den Bedarf an robusten Steuergeräten für Bremssysteme in Fahrzeugen. In Zusammenarbeit mit Materialzulieferern entwickelte Bosch LTCCs, die auch unter extremen Bedingungen wie Getriebeöl-Immersion, hohen Temperaturen und mechanischer Belastung zuverlässig arbeiten. Heute ist das US-amerikanische Bosch-Werk in Anderson, South Carolina, ein führendes Zentrum für die LTCC-Fertigung und beliefert die Automobilindustrie mit elektronischen Steuergeräten und Sensoren, die höchste Qualitätsstandards wie z.B. ISO/TS 16949 oder IPC-6012 erfüllen.
LTCC-Leiterplatten sind eine Schlüsseltechnologie für Anwendungen, in denen herkömmliche Platinen an ihre Grenzen stoßen. Durch jahrzehntelange Erfahrung in Fertigung und Design hat sich Bosch als ein führender Anbieter in diesem spezialisierten Bereich etabliert. Kontaktieren Sie unser Team, um zu erfahren, wie LTCC-Technologie die Zuverlässigkeit und Leistung Ihres nächsten Projekts steigern kann.
Möchten Sie mehr über LTCCs erfahren? Sprechen Sie mit uns – wir beraten Sie gerne zu Ihren spezifischen Anforderungen und zeigen Ihnen, wie Sie von unserer Unterstützung profitieren können.